8. Die Lebenskünstler-Phase oder Reinventing Society

Wagt man einen Ausblick nach die Schenkungsphase, müsste sich die zentrale Institution der Zusammenarbeit noch weiter reduzieren. Vorstellbar wäre, dass die Menschen sich zwar zum gemeinsamen Austausch und der Erkenntnisbildung organisieren, die Umsetzung oder Produkterstellung aber in andere Organisationsstrukturen tragen oder jeder selbstständig die Idee in seinem Arbeitsbereich umsetzt. Edgar Schein (2006) beschreibt dieses Phänomen in seinem Buch „Aufstieg und Fall von Digital Equipment Corporation: Eine Learning History, oder: DEC ist tot - lang lebe DEC“. In diesem Buch beschreibt er, wie die Kultur des Unternehmens Digital Equipment Corporation nach Auflösung des Unternehmens durch seine Mitarbeiter in andere Unternehmen weiter getragen wurde und die Digital Equipment Corporation auf diese Weise, auch ohne institutionelle Existenz, weiter existierte. Schein vergleicht diese Unternehmensform also mit einer Situation aus dem Menschenleben, dem Tod.

 

Der Künstler Beuys hat die Zusammenarbeit in der Lebenskünstler-Phase beschrieben, in dem er sagte: „Jeder Mensch ist ein Künstler“. Denn jeder könne die Welt sozial und kreativ gestalten. Die Gesellschaft und in ihr die Organisationen der Zusammenarbeit sieht er als „Soziale Plastik“ an der jeder Mensch als Künstler formt.

 

Er formulierte drei Grundbedürfnisse des Menschen:

1. Er will seine Anlagen und seine Persönlichkeit FREI ENTWICKELN und seine Fähigkeiten in Verbindung mit seinen Mitmenschen FREI für einen als SINNVOLL erkannten Zweck einsetzen können.
2. Er erkennt jede Art von Privileg als untragbare Verletzung der demokratischen Gleichberechtigung. Er hat das Bedürfnis als mündiger Mensch hinsichtlich aller Rechte und Pflichten - ob sie in einen wirtschaftlichen, rechtlichen, politischen oder kulturellen Zusammenhang gehören - als GLEICHER UNTER GLEICHEN zu gelten und am demokratisch Vereinbarten auf allen Ebenen und in allen Bereichen der Gesellschaft mitbestimmen zu können.
3. Er wird SOLIDARITÄT SCHENKEN UND SOLIDARITÄT IN ANSPRUCH NEHMEN. 

Damit hat Beuys die Grundprinzipien beschrieben, die Basis der die Lebenskünstler-Phase sind.

 

Beuys(1978) erklärte auch, dass er für die Wirtschaft einen Übergang von der Tauschwirtschaft zu einer „integralen Wirtschaft“ wünsche, die ohne direkte Gegenleistung sei und in der sich auch das Verhältnis von Arbeit und Einkommen grundlegend verändern würden. Das Einkommen:

wäre keine abgeleitete Größe mehr, sondern ein Recht, ein Menschenrecht, das gewährleistet sein muss, damit für die Menschen die Voraussetzungen erfüllt sind, verantwortlich und selbstverpflichtet im Kreis ihrer Mitarbeiter wirken zu können.“


Einordnung der Phase

Inwieweit sich dieser Ausblick realisiert, muss die Zukunft zeigen.


Diese soziale Struktur im Unternehmen dieser Phase ist mit dem Alter eines Menschen nach dem Tod vergleichbar.